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Heilerziehungspflege lebt von Einfühlung und Kreativität


01. Juli 2021

Interview mit Michaela Kümmerl, Stellvertr. Schulleiterin der Fachschule für Heilerziehungspflege Nürnberg

Michaela Kümmerl ist Heilpädagogin mit Leib und Seele. Nach jahrzehntelanger Erfahrung im Pflegedienst und in der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen suchte sie nach einer beruflichen Weiterentwicklung und wechselte als Lehrerin an die Berufsfachschule für Altenpflege der GGSD, um ihr reiches Wissen und ihre wertvollen Erfahrungen weiterzugeben. Vor zwei Jahren nahm sie eine weitere Herausforderung an: Als Stellvertretende Schulleiterin ist sie verantwortlich für den Aufbau einer Fachschule für Heilerziehungspflege am Bildungszentrum für Pflege, Gesundheit und Soziales in Nürnberg Langwasser. Wir sprachen mit ihr über das Berufsbild, die Ausbildung und die Perspektiven einer Heilerziehungspflege Ausbildung in Nürnberg Langwasser

Michaela, was macht den Beruf Heilerziehungspflege für dich so attraktiv?

Der Beruf des Heilerziehungspflegers ist sehr umfassend und abwechslungsreich. Jeder Tag  ist eine neue Herausforderung, denn so unterschiedlich die zu betreuenden Menschen sind, so vielseitig sind auch die Aufgaben. In der Arbeit mit seelisch und körperlich beeinträchtigten Menschen wird es einem nie langweilig und man hat viele Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Ich selbst hatte im Laufe meines Berufslebens unzählige Schlüsselerlebnisse, die ich allesamt auch persönlich als sehr bereichernd empfand. Es ist unglaublich, was sich für Welten auftun, wenn man sich auf eine Kommunikation einlässt, die weniger über die Sprache und mehr über Gefühle und Berührung funktioniert. Man kann hier sehr kreativ sein und lernt auch intuitiv und einfühlsam zu agieren. Das ist eine absolute Bereicherung – in der beruflichen Arbeit ebenso wie im privaten Bereich.
Der Fokus unserer Unterstützung liegt bei den Fähigkeiten und nicht in den Defiziten der Menschen – man ist „Fähigkeiten-Förderer“ und „Alltags-Bewältiger“. Dafür, dass man unterstützend und begleitend wirksam ist, wird man meist auch mit viel Dankbarkeit und unmittelbar sichtbaren Erfolgen belohnt. Zudem finde ich am Heilerziehungs-Beruf spannend, dass man sich in keinem bestimmten Tätigkeitsfeld festlegen muss und die Chance besteht, seine eigenen Fähigkeiten und Interessen in den Arbeitsalltag einzubauen. Je nachdem, ob man gerne gestalterisch tätig ist oder gerne kocht oder lieber Musik macht – immer kann man auch seine persönlichen Vorlieben in die Arbeit einfließen lassen.

Jemand orientiert sich gerade beruflich neu. Was würdest du ihm oder ihr sagen, um eine HEP Ausbildung in Erwägung zu ziehen?

Wenn du dich für eine Ausbildung zur Heilerziehungspflege entscheidest, dann erwartet dich ein Beruf mit vielen Facetten. Dein Arbeitsfeld ist sehr lebendig und umfassend: Es geht um Unterstützen, Begleiten und Pflegen – bis hin zur Freizeitgestaltung von beeinträchtigten Menschen. Sicher bist du hoch motiviert - mit beruflicher Vorerfahrung umso mehr - und auch deine Lebenserfahrung ist eine gute Voraussetzung für diesen Beruf. Deine Berufschancen sind hervorragend, da gerade ein Fachkräftemangel herrscht, das heißt, es stehen dir nach der Ausbildung viele Türen offen. Abgesehen davon solltest du natürlich auch einige Eigenschaften mitbringen: Du solltest dich gerne auf Menschen einlassen, möglichst wenig Berührungsängste haben sowie geduldig und offen sein.

Wie gestaltet sich eine HEP Ausbildung?

Die Voraussetzungen für den Beruf sind sehr variabel. Man sollte eine einschlägige berufliche Erfahrung sowie gesundheitliche Eignung und mindestens einen mittlerer Schul­abschluss mitbringen. Eine mindestens vierjährige Führung eines Mehrpersonenhaushaltes kann als berufliche Erfahrung angerechnet werden.
Schulbeginn ist jährlich im September, die Ausbildung dauert zwei Jahre, aufgeteilt in 1.800 Unterrichtsstunden und 1.280 Stunden Berufspraxis. Wesentliches Merkmal dieser Ausbildung ist die enge Verbindung theoretischer Hintergründe mit einer praxisnahen pädagogischen Umsetzung. Deshalb arbeiten die Auszubildenden neben der schulischen Ausbildung in einer Praxisstelle. Neben eher theoretischen Fächern wie Sozialkunde, Soziologie, Pädagogik, Heilpädagogik und Psychologie oder auch Recht und Verwaltung gibt es auch sehr praxisnahe Fächer wie zum Beispiel „Musik und Bewegung“ oder „Spiel und Gestaltung“. Auch die Pflege selbst ist natürlich ein Thema und wer möchte, kann mit dem Zusatzfach Englisch zudem noch die fachgebundene Fachhochschulreife erwerben. Dadurch stehen auch akademische Laufbahnen offen.

Wo kommt man mit einer Heilerziehungspflege Ausbildung zum Einsatz?

Als Heilerziehungspflegerin oder Heilerziehungspfleger begleitet und unterstützt man Menschen mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen jeden Alters – Kinder und Jugendliche ebenso wie Erwachsene oder Senioren. Die Einsatz- bzw. Arbeitsbereiche sind dabei überaus vielfältig. Von Wohngemeinschaften und Förderstätten über sozialpsychiatrische Einrichtungen, REHA Kliniken, Werkstätten und Kindertagesstätten bis hin zur Seniorenbetreuung oder Beratungsarbeit und vieles mehr.
Wir sind ein sehr qualifiziertes und sympathisches Lehrerkollegium mit viel beruflicher Erfahrung in relevanten Praxisfächern und mit einer Vielzahl an Zusatzqualifikationen. Wir holen die Schülerinnen und Schüler bei ihren Stärken ab, begleiten sie individuell bei der Ausbildung und bereiten sie gezielt auf die berufliche Zukunft vor. Das Schöne an diesem Beruf ist ja das Kreative und Persönliche – das zeigt sich schon in der Ausbildung: Durch viel Selbstreflexion und Ideenreichtum innerhalb der Klassen findet jede und jeder ihren und seinen passenden Platz.
Hier am Bildungszentrum für Pflege, Gesundheit und Soziales haben wir gut ausgestattete Fachräume und bieten viele Übungen an, um Handlungsstrategien auszuprobieren. Zudem haben wir eine sehr gute Verkehrsanbindung und bieten familienfreundliche Unterrichtszeiten. 
Eine Besonderheit hier bei uns am GGSD Bildungszentrum hier in Nürnberg Langwasser ist, dass hier viele Kompetenzen und Bildungswege unter einem Dach versammelt sind – von der Erzieherausbildung an der Fachakademie über die Altenpflegeausbildung und bald auch die Generalistische Pflegeausbildung bis hin zur Ergotherapie. Für Fort- und Weiterbildungen gibt es hier sogar eine eigene Abteilung mit einem riesigen und immer wieder aktualisierten Angebot ganz nah am Puls der Zeit. Sogar studieren kann man hier – das GGSD Studienzentrum der Hamburger Fern-Hochschule bietet  zahlreiche Studiengänge, die berufsbegleitend auch ohne Abitur möglich sind. Das kollegiale Netzwerk ist hier sehr lebendig und bietet viele fachliche Synergien – und natürlich sind wir auch in der Stadt und in der Region mit vielen kooperierenden Einrichtungen vernetzt. Darüber hinaus ist die GGSD als bayernweiter Bildungsträger auch eine Entwicklungsplattform für unterschiedlichste Karrieren in sozialen und pflegerischen Berufen.