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PORTRAIT - Von der IT zur Kinderpflege


03. Dezember 2021

Maria Robin, zweifache Mutter aus Wolnzach und IT-Planerin, erfüllte sich mit 36 Jahren ihren Jugendtraum: Sie arbeitet als Kinderpflegerin in einem Kindergarten. Vor kurzem schloss sie die Externenprüfung zur Kinderpflegerin als Jahrgangsbeste mit der Note 1,1 ab. Kinderpflege ist ein gefragter Beruf – der Bedarf ist hoch, die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und die Zukunftsaussichten sicher. Kinderpfleger*innen können zudem Erzieher*innen werden. Es gibt also viele Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zu Leitungsfunktionen.
Vor über zehn Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals waren die Ausbildungsplätze knapp, man fand nur schwer eine Stelle und der Beruf war - trotz der langen Ausbildung – relativ schlecht bezahlt. Deshalb ging Maria Robin nach der Schule einen anderen Weg als sie sich eigentlich gewünscht hatte: Statt Erzieherin wurde sie Kauffrau für Bürokommunikation, bekam einen verantwortungsvollen Job bei einem Industrieunternehmen in München und qualifizierte sich berufsbegleitend zur Wirtschaftsfachwirtin weiter. Mehrere Jahre pendelte Frau Robin zwischen ihrem Wohnort Wolnzach und München.
Rückblickend war es eine erfolgreiche und schöne Lebensphase, jedoch verbunden mit viel Fahrerei und verlorener Zeit auf der Straße. Mit den Kindern (2 Jungs im Alter von vier und sechs Jahren) wurde vieles anders. Die Elternzeit bot mehr Raum für die Familie und mehr und mehr kam der frühere Berufswunsch wieder auf.
Vor zwei Jahren wurde Frau Robin klar: Ein Zurück in den alten Job wird es nicht geben und sie wagte den Schritt in ihren Traumberuf. Im Oktober 2019 begann sie ein Praktikum im integrativen Kindergarten „Am Brunnen“, einer fünfgruppige Kindertagesstätte mit zwei Regelgruppen und drei Integrationsgruppen. Das bedeutete: Keine langen Autofahrten mehr, mehr Zeit für sich und die Familie und endlich eine erfüllende Arbeit mit Kindern. Die vierjährige Ausbildung zur Erzieherin war für Frau Robin nach wie vor keine Option, sie wollte einen schnelleren Zugang zum Erzieherberuf. Also entschied sie sich für eine berufsbegleitende Weiterbildung beim GGSD Bildungszentrum in Ingolstadt. Am dortigen Seminar für Fort- und Weiterbildung bereitete sie sich seit März 2020 auf die Externenprüfung zur Kinderpfleger*in vor. Der ca. einjährige Kurs beinhaltet 700 Stunden Theorie und 800 Stunden Praxis. Da Frau Robin ihr Praktikum schon einige Monate vor Kursstart begonnen hatte, war bereits ein guter Teil der Praxisstunden absolviert, was die Ausbildung etwas leichter machte.
Ein wesentlicher Grund, warum Frau Robin die Prüfung als Beste abschloss, ist ihr jetziger Arbeitgeber: „Mit meiner Praktikumsstelle, meiner Gruppe und meiner Praxisanleiterin hatte ich sehr viel Glück: Ich arbeitete in einer Integrationsgruppe mit 15 Kindern und drei Fachkräften und wurde von Anfang an in alle Bereiche sehr gut eingearbeitet. Es war ein Sprung ins kalte Wasser und ich habe schnell das Schwimmen gelernt.“ Auch ihr privates Umfeld – vor allem ihr Mann hielt ihr den Rücken frei - und die Liebe zur Natur haben ihr sehr geholfen. Frau Robin ist mit ihrem Mann und den Kindern viel an der frischen Luft und fährt gerne Rad. Familie, Freunde und Natur als Kraftquellen.
Nach dem Kurs kamen die Prüfungen – in drei Monaten musste man zeigen, was man in 14 Fächern gelernt hat. Ein echter Prüfungsmarathon, den alle Kursteilnehmer*innen trotz der Pandemie-Bedingungen gemeistert haben.
Und wie geht es weiter? „Ich bin ja nun staatlich geprüfte Kinderpflegerin und bleibe im Kindergarten „Am Brunnen“ – als Angestellte und nicht mehr als Praktikantin. Eine andere Gruppe wartet auf mich und ich darf hier sicher noch viel erfahren und dazulernen. Ansonsten freue ich mich – jetzt, da der Lernstress vorbei ist – auf viel Zeit mit der Familie und mit Freunden und auf das eine oder andere Buch, das ich nicht wegen einer Prüfung in die Hand nehmen muss. Und wer weiß, vielleicht mache ich irgendwann auch noch die Ausbildung zur Erzieherin.“