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AUSBILDUNG IM DIALOG | Heilerziehungspflege: Ein Beruf, der beflügelt


16. Dezember 2021

Im Gespräch mit Holger Lieb, stellv. Schulleiter an der Fachschule für Heilerziehungspflege Herzogenaurach der GGSD.
Der Heilpädagoge/ Inclusion Studies (B.A.) und staatlich anerkannte Heilpädagoge unterrichtet die Fächer Pflege und Medienpädagogik und ist Koordinator für Praxis der Heilerziehungspflege.

Herr Lieb, was zeichnet Heilerziehungspfleger*innen aus?
Ein*e Heilerziehungspfleger*in sollte immer auch Menschenfreund sein. Die Arbeit ist vor allem dadurch geprägt, was jemand selbst ist. „Der Mensch wird am DU zum ICH“ – dieser Satz von Martin Buber ist für mich ein Motto für diesen Beruf. Heilerziehungspfleger*innen arbeiten mit „Kopf, Herz und Hand“ und sehen immer den Menschen mit all seinen Bedingungen im Vordergrund. Wobei mir die „Herzseite“ die wertvollste ist.

Welche Eigenschaften sind bei diesem Beruf gefragt?

Eine zentrale Eigenschaft ist Teamfähigkeit. Auch ist es wichtig Geduld, Einfühlungsvermögen, Durchhaltevermögen, Beobachtungsgenauigkeit und Merkfähigkeit mitzubringen. Man sollte Freude daran haben, Menschen in ihren vielfältigen Lebenslagen zu begleiten, anzuleiten und zu pflegen und dies in der Rolle des Assistenten, der auf Augenhöhe handelt.

Welche Zugangsvoraussetzungen bestehen?

Man benötigt einen Mittleren Schulabschluss sowie eine abgeschlossene mindestens zweijährige einschlägige Berufsausbildung oder Berufstätigkeit oder eine abgeschlossene Ausbildung in der Heilerziehungspflegehilfe. Alternativ gelten auch eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem anderen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf in Kombination mit einer mindestens einjährigen einschlägigen Berufstätigkeit oder eine mindestens vierjährige Führung eines Mehrpersonenhaushalts.  
Wer z.B. eine Ausbildung in der Sozialpflege oder der Kinderpflege abgeschlossen hat, kann direkt mit der die Heilerziehungspflege-Ausbildung beginnen. Auch Quereinsteiger, die einen Familienhaushalt geführt haben oder die bereits Erfahrungen im Berufsfeld sammeln konnten - zum Beispiel während des Bundesfreiwilligendienstes -, finden den Weg in diesen Beruf.

Wem würden Sie die einjährige Weiterbildung empfehlen?

Den Einstieg über die Heilerziehungspflegehilfe ist ideal für Menschen, die bereits in der Behindertenhilfe arbeiten und sich in diesem Bereich weiterentwickeln möchten. Man sollte also bereits eine Begeisterung für die Heilerziehungspflege entwickelt haben und in diesem Feld eine berufliche Perspektive anstreben. Der Bedarf ist da - die Einrichtungen brauchen neben Fachkräften auch dringend Helfer*innen. Und Helfer*innen können sich in Richtung Heilerziehungspflege weiterqualifizieren oder auch Erzieher*innen werden.

Welche Perspektiven bietet die Heilerziehungspflege?

Eine Tätigkeit in der Heilerziehungspflege eröffnet vielfältige berufliche Perspektiven in der Behinderten- und in der Kinder- oder Jugendhilfe. Bereits in der Ausbildung wird ein großes Spektrum an Erfahrungen vermittelt und weitere Bereiche können in Form von Praktika erschlossen werden. Man kann auch berufsbegleitend studieren und Leitungskraft oder Lehrer*in werden. Auch gibt es eine große Bandbreite an Weiterbildungen mit besonderen Qualifizierungen. Es ist eine große Vielfalt, die sich hier auftut - von der Arbeit in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen über Erwachsene bis hin zur Arbeit mit Senioren.