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Pflege vereint alle meine Traumberufe


01. September 2021

Jaqueline Ernst (20) hat gerade ihre Ausbildung zur Fachkraft in der Altenpflege abgeschlossen. Sie ist Jahrgangsbeste an der Berufsfachschule für Altenpflege bei der Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Dienste (GGSD) in Ingolstadt mit einer glatten 1,0. Besonders schön für die Familie: Auch ihre Eltern sind dabei – Papa Carsten (54) ist jetzt staatlich geprüfter Pflegefachhelfer und Mama Marion (46) staatlich geprüfte Altenpflegerin. Auch Bruder Lukas (6) zeigt schon Begeisterung für die Pflege …

„Vor vier Jahren konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass mich die Altenpflege so begeistern würde“, erinnert sich Jaqueline. Als Kind hatte sie mehrere Traumberufe – mal wollte sie Ärztin werden, mal Friseurin und mal Psychologin. Jetzt ist sie staatlich geprüfte Altenpflegerin und sieht darin die Vorzüge ihrer Traumberufe vereint.

Schon als Kind verbrachte sie viel Zeit mit Menschen in Senioreneinrichtungen. Ihre Mama arbeitete nämlich damals hin und wieder als ungelernte Altenpflegehelferin und nahm die Tochter oft mit in die Arbeit. Der Umgang mit älteren Menschen ist Jaqueline damit von klein auf vertraut. Damals waren damit aber noch keine beruflichen Perspektiven verbunden, denn ihre Mutter ist in ihrem Erstberuf medizinische Fachangestellte und in ihrem zweiten Beruf Kraftfahrerin.

Da die Familie damals häufiger umzog, war Flexibilität bei der Arbeit gefragt. Papa Carsten war damals, wie Jaquelines Mutter, auf mehreren „Baustellen“ unterwegs: Der gelernte Tankwart ernährte die Familie mit unterschiedlichen Jobs – auch als Kranführer und Staplerfahrer.

Im Laufe der Jahre kristallisierte sich heraus, dass die Pflege eine echte Perspektive bot. War die Arbeit als ungelernte Pflegehelferin für die Mutter anfangs noch eine Notlösung, um Geld zu verdienen, entwickelte sich im Laufe der Jahre die Liebe zu diesem Beruf. Den Ausschlag gab im Jahr 2017 das BRK Wolnzach. Marion Wolf (die Eltern haben einen anderen Nachnamen, aber das ist eine andere Geschichte) arbeitete dort als Pflegehelferin. Ihr Arbeitgeber erkannte ihr Potenzial und empfahl ihr eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. So tat sich eine neue Perspektive auf – für die ganze Familie.

2018 war das entscheidende Jahr: In der Familie wurde viel diskutiert und abgewogen und dann der Entschluss getroffen: Marion und Jaqueline entschieden sich beide für eine Ausbildung in der Altenpflege. Die Mutter begann mit der dreijährigen Ausbildung bei der GGSD in Ingolstadt an der Berufsfachschule für Altenpflege in Ingolstadt, die Tochter startete zunächst mit der einjährigen Ausbildung an der GGSD Altenpflegehilfeschule in Pfaffenhofen. Gearbeitet haben sie zu der Zeit beide beim BRK in Wolnzach.

Ein Jahr später schloss Jaqueline ihre Ausbildung in Pfaffenhofen ab – bereits hier als Jahrgangsbeste. Nahtlos wechselte sie dann an die Altenpflegeschule in Ingolstadt und setzte dort die Ausbildung zur Fachkraft fort – als gelernte Helferin mit hervorragenden Noten wählte sie natürlich die verkürzte Ausbildung und war von da an in der gleichen Klassenstufe wie ihre Mutter. Im letzten Ausbildungsjahr wechselten beide zu Compassio in Reichertshausen.

Carsten Wolf erfuhr durch die Erzählungen zuhause, wie sinnstiftend und erfüllend der Pflegeberuf ist. Gerade wegen ihrer Vielfältigkeit bietet die Pflege auch für Menschen mit anderem beruflichen Hintergrund eine Perspektive. Im Alter von 53 Jahren begann Herr Wolf die Ausbildung zum Plegefachhelfer, die er soeben abschloss – genau zur gleichen Zeit wie Jaqueline und Marion. Auch er will noch tiefer in die Materie einsteigen und beginnt im September die Generalistische Pflegeausbildung, die alle Pflegebereiche – von Altenpflege über Krankenpflege bis hin zur Kinderkrankenpflege – umfasst und mittlerweile die Altenpflegeausbildung ablöst.

Familie Ernst/Wolf hat in der Pflege ihr Zuhause gefunden. Allerdings gibt es – wie sollte es bei einer lebensfrohen Familie wie dieser auch anders sein – hier immer noch Bewegung. Alle drei haben festgestellt, dass ihnen der stationäre Dienst auf Dauer zu wenig Luft lässt. „Gerade mit Corona fühlt man sich in einer stationären Einrichtung schnell mal eingesperrt. Während unserer Ausbildung konnten wir ja auch die Arbeit in ambulanten Diensten kennenlernen und möchten in Zukunft lieber beweglicher arbeiten“, erzählt Jaqueline. Ab September sind Mama und Papa beim ambulanten Pflegedienst „Schönes Leben“ in Reichertshausen angestellt. Jaqueline will dort auch anfangen, sobald eine Stelle frei wird – was bei dem hohen Bedarf an Pflegekräften nicht allzu lange dauern dürfte. Zumal, wenn man als Jahrgangsbeste abgeschlossen hat.

Wie schafft man es, Klassenbeste zu werden? Ist da mehr Fleiß oder mehr Begabung im Spiel? „Begabung, das weiß ich nicht. Sicher hat mir geholfen, dass ich schon als Kind viel Kontakt zu älteren Menschen hatte. So war mir diese Welt schon von Anfang an vertraut. Ich bringe einfach ein großes Interesse für die Altenpflege mit und damit fiel mir auch das Lernen leicht. Überhaupt tauschen wir uns daheim viel über die Arbeit aus, was uns ein noch tieferes Verstehen und Kommunizieren ermöglicht. Und mein kleiner Bruder ist da auch ganz wichtig – er ist immer positiv und offen und gibt sehr viel Halt. Den besonderen Kick hat mir aber wohl die Zusammenarbeit mit meiner Mutter gegeben. Wir hatten untereinander einen netten, also konstruktiven und fairen Konkurrenzkampf und wollten uns gegenseitig zeigen, wie gut wir in diesem Job sind. Mama hat ja ebenfalls sehr gut abgeschlossen, aber ich war dann doch einen Tick besser“, erzählt Jaqueline stolz.

Und wie geht es weiter? Der Pflegeberuf bietet ja unzählige Entwicklungsmöglichkeiten. Sicher wird Familie Ernst/Wolf künftig auch auf das Weiterbildungsangebot der GGSD zugreifen. Jaqueline will auf jeden Fall noch einige Weiterbildungen machen – Wundmanagerin und Palliativfachkraft interessieren sie besonders.

Jetzt fehlt noch der Vierte im Bunde: Der sechsjährige Lukas tritt in die Fußstapfen seiner Schwester und seiner Eltern. Wie früher Jaqueline, ist auch er oft in den Einrichtungen dabei und ein gern gesehener Gast, der die Senior*innen unterhält und zum Lachen bringt. „Lukas hat viel Temperament und bringt positiven Schwung rein“, lächelt Jaqueline. Auf jeden Fall ist er damit schon heute ein Vorreiter für generationenübergreifende Begegnungen.