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„Bei der Arbeit mit Kindern tanke ich Energie“ - Wie eine Quereinsteigerin ihr Glück im Erzieherberuf fand


11. November 2022

Ihr erster Beruf war Fachkraft für Lagerlogistik in einem Familienunternehmen. Sabrina Schab (34) wuchs in einer großen Familie auf, fühlt sich schon immer unter Menschen wohl, ist pflichtbewusst und übernimmt gerne Verantwortung. Eigentlich ideale Voraussetzungen für einen geradlinigen beruflichen Weg. – doch spürte sie eine innere Unruhe. Was sie eigentlich wollte, musste sie erst noch herausfinden. Ein erster eigener Schritt war die zweite Ausbildung zur Versicherungskauffrau. Sie machte sich selbstständig und arbeitete einige Jahre erfolgreich in diesem Beruf, zuletzt als Personalleiterin. Dann kam Corona, der Kontakt zu den Kunden versiegte und sie wurde arbeitslos

Doch statt Frust und Existenzangst erfuhr Sabrina mit Anfang 30 unerwartetes Glück: Beim Sichten von Stellenanzeigen fiel ihr auf, dass im pädagogischen Bereich sehr viele Jobs angeboten werden. Allein 15 Angebote in einer Woche. Sabrina folgerte daraus: Kinderpflegerinnen oder Erzieherinnen sind am Arbeitsmarkt sehr gefragt, „das sind Berufe mit Zukunft!“ Außerdem zog sie dieser Beruf irgendwie magisch an, also informierte sich über Ausbildungsmöglichkeiten. Wie kann man schnell Erzieherin werden, ohne erst als Kinderpflegerin einzusteigen? Die klassische Ausbildung an einer Fachakademie wurde mittlerweile zwar um ein Jahr verkürzt, dauert mit Berufspraktikum aber immer noch vier Jahre.

Sabrina wollte möglichst schnell wieder auf eigenen Beinen stehen (gerade baut sie ein Haus in Eigenregie) und stieß über das Arbeitsamt Eichstätt auf den Vorbereitungskurs auf die Externenprüfung zur Erzieherin. Diese von der Arbeitsagentur förderbare, eineinhalbjährige Weiterbildung eröffnete ihr Anfang 2021 den Weg zu ihrem Traumberuf. Als sie sich entschieden hatte, erzählte man ihr daheim, dass sie schon als kleines Mädchen Kindergärtnerin werden wollte. Daran konnte sie sich gar nicht mehr erinnern – wie hatte sie das nur vergessen können? Jetzt war die Zeit gekommen, ihren Herzenswunsch zu erfüllen.

Vorbereitungskurs und Prüfungsmarathon

Im Februar 2021 begann der Vorbereitungskurs am GGSD Bildungszentrum in Ingolstadt. Die GGSD bietet diese Weiterbildung bayernweit auch in München, Nürnberg und Vierzehnheiligen an, doch Ingolstadt war für die heimatverbundene Lentingerin natürlich die erste Wahl – nur einen Katzensprung von daheim entfernt.

„So ein Externenkurs, wie ihn die GGSD anbietet, ermöglicht es Menschen wie mir, die bereits einen Beruf gelernt haben und mitten im Leben stehen, eine neue Ausbildung zu beginnen, zumal der Unterricht abends und am Wochenende stattfindet.“ Corona-bedingt konnte in den ersten Wochen noch nicht in Präsenz unterrichtet werden, der Kurs startete erst einmal online. Schon bald wurde klar, dass die eineinhalb Jahre kein Zuckerschlecken werden würden. Der Kurs beinhaltet 488 Stunden Theorie, wobei der Unterricht mit Praxisblöcken abwechselt. „Für mich als Quereinsteigerin war die viele Theorie am Anfang erschlagend, ich musste erst einmal wieder ins Lernen hineinkommen. Es hat fast ein halbes Jahr gedauert, bis es dann Klick gemacht hat und ich die Querverbindungen zwischen den Fächern und zur Praxis herstellen konnte.“

Der Kurs beinhaltet 13 Fächer wie z.B. Pädagogik, Psychologie und Heilpädagogik; Literatur- und Medienpädagogik, Deutsch, Politik und Gesellschaft/Soziologie, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Bildung, Ökologie/Gesundheitspädagogik oder Recht und Organisation. Alle diese Fächer sind Bestandteil der Externenprüfung, was ein hohes Lernpensum bedeutet. „Wer einen solchen Kurs absolviert, muss schon genau wissen, was er oder sie will, aber wir alle waren und sind hoch motiviert und haben die Herausforderung angenommen und auch gemeistert. Man muss sich halt auf den Hosenboden setzen.“

Sabrina war für ihre Kurs-Kolleg*innen ein Glücksfall, da sie in jedem Fach ein ausführliches Skript verfasst hat, teilweise bis zu 60 Seiten lang. Diese Mitschriften stellte sie ihren Kolleg*innen zur Verfügung, was ihr so manche Einladung zum Essen oder ins Kino bescherte. Die letzte Prüfung war Ende Juni und danach konnte gefeiert werden. „Bei diesem Kurs bin ich persönlich gewachsen und habe fürs Leben wichtige Dinge dazu gelernt, wie zum Beispiel sich und sein Verhalten anderen gegenüber zu reflektieren.“ Zwei Monate konnte Sabrina nach den Prüfungen durchatmen und sich auf den Hausbau konzentrieren. Im Juli fand sie eine Anstellung im Katholischen Regelkindergarten St. Andreas in Eitensheim, bei dem sie im September das einjährige Berufspraktikum startete.

„Ich bin für meine Zukunft angekommen.“

Die Arbeit in St. Andreas bereitet Sabrina große Freude. Obwohl ihre Chefin ihr manchmal sagt, sie solle etwas langsamer machen, kann sie ihre
Begeisterung kaum bremsen. „Schon wenn ich früh in den Kindergarten komme und das Lachen der Kinder erlebe, gibt mir das ganz viel Energie. Das habe so noch nie erlebt - hier bekommt man so viel Schönes zurück!“ Sabrina liebt das Arbeiten mit Kindern und findet es spannend, die Kleinen ein Stück auf Ihrem Lebensweg begleiten zu dürfen und ihnen dabei behilflich zu sein, ihre Stärken zu fördern.

Seit September ist Sabrina auch bei den Elterngesprächen mit eingebunden, was ihr einen ganz neuen Blick eröffnet: „Jetzt erkenne ich Zusammenhänge und kann mich viel besser auf die Kinder einstellen.“ Sabrina wächst jetzt täglich mehr aus der Praktikantensicht heraus in die Rolle einer Erzieherin. Sehr reizvoll findet sie dabei auch, dass der Kindergarten gerade zu einer Krippe ausgebaut wird. Die Baumaßnahmen haben vor kurzem begonnen, die Bodenplatten wurden verlegt und demnächst geht es an die Gestaltung der Themenräume. Da will sie natürlich dabei sein und ihre Ideen mit einbringen. Vielleicht entsteht daraus ja ein Thema für die Facharbeit, die noch im Rahmen des Berufspraktikums an der Fachakademie für Sozialpädagogik der GGSD erstellt werden muss. Bis zum Ende der Ausbildung ist noch einiges zu tun und Sabrina freut sich darauf: „Für einen Menschen, der oder die Kinder mag, gibt es nichts Schöneres als diesen Beruf. Kinder geben einem auf so viele Wege und auf ihre eigene Art und Weise wieder etwas zurück, was diesen Beruf so besonders macht. Erst kürzlich erzählte mir eine Mama, dass ihre Tochter ihr jeden Tag sagt, wie sehr sie mich liebt. Wo sonst bekommt man solche Komplimente?“

Für die Zukunft wünscht sich Sabrina, dass die Berufe Erzieher*in und Kinderpfleger*in besser anerkannt werden. „Die Kinder verbringen teilweise mehr als acht Stunden in unserer Einrichtung und werden von uns auf ihrem Lebensweg begleitet. Als Erzieher tragen wir einen großen Teil dazu bei, sie in die Gesellschaft einzugliedern und bereiten sie in enger Partnerschaft mit den Eltern auf ihr Leben vor. Die Kinder, die wir heute betreuen, sind die Zukunft von morgen. Es ist unsere Aufgabe, sie zu eigenständigen, selbstverantwortlichen, selbstbewussten und sozialen Menschen zu erziehen.